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Mittwoch, 10. August 2022

Die Tochter des Buchdruckers von Ines Thorn

Frankfurt am Main und Leipzig im Jahr 1621/1622 und vier Frauen, welche nicht unterschiedlicher sein können. Sie spielen die Hauptfiguren in dem Roman "Die Tochter des Buchdruckers". Doch alles beginnt mit dem Tod des Familienoberhauptes Gero Geisenheimer. Kaufmann und Pratizier in Frankfurt. Sein Testament bedruckt zwei Frauen weniger, macht einer der Frauen eine große Freude und schürt den Neid und die Missgunst der Vierten.

Das Geschäft Geisenheimer führen die Enkel Arno und Andreas. Beide sind seit Jahren verheiratet. Arno mit der schönen Lila, welche ein schweres Geheimnis mit sich trägt. Sie haben zwei Kinder, welche zum Zeitpunkt der Testamentseröffnung einmal alles erben werden. Doch Rieke, die Frau von Andreas ist geplagt von Neid und Missgunst. Die Liebe zwischen den Eheleuten ist lange erloschen, ein Kind kam bisher auch nicht zur Welt. Also würden sie später leer ausgehen als Erben.
Judith, die Witwe eines Großneffen von Gero hat ein gutes Auskommen, erbt gleich nach Gero´s Begräbnis eine schöne Summe und ist vorerst mit sich und der Welt zufrieden. Auch Marga, die Großnichte aus Leipzig und Besitzerin eine Drucker dort, ist mit dem ihr zugesprochenen Erbe zufriede. Denn damit kann die Druckerei gerettet werden.

Lila Geisenheimer
Schön, gebildet und allseits beliebt führt mit Arno eine glückliche Ehe. Dass sie aus Antwerpen stammt hat sie nie verheimlicht. Doch ihre wahre Herkunft wird im Roman nach und nach enthüllt. Nach den ersten Szenen, welche sie in Gedanken zur ihrer Kindheit zurück bringen, wird dem Leser schnell klar, das Lila eine jüdische Herkunft hat. Welche Gefahren das für Lila und ihre Kinder bedeutet, wird dem Leser ebenfalls erklärt. Aber kann sie wirklich alle Gefahren umgehen oder ausschalten?

Rieke Geisenheimer
Die Frau von Andreas leidet schon vor Gero´s Tod unter der Kinderlosigkeit. Doch alle Versuche die sie startet um ihren Mann zur ehelichen Pflicht zu bewegen scheitern. So sinnt sie auf eine waghalsige Idee, um endlich den erhofften Erben in die Welt zu setzen. Und Trajan, ein Vorarbeiter im Handelskontor Geisenheimer ist ein williger Helfer. Ein Geisenheimererbe und dazu noch Lila, die verhasste Schwägerin loswerden sind das Ziel von Rieke. Ob sie es erreichen wird?

Judith Geisenheimer
Die Witwe eines Großneffen hat durch die Verwandtschaft zum Hause Geisenheimer ein gutes Auskommen. Doch sie ist einsam. Verliebt sich erst in den Nadelmacher und lässt von ihm ab, als der neue Stadtarzt, welcher aus Antwerpen kam, ihr den Hof macht. Ein auf und ab der Gefühle bei Judith. Kann sie wirklich noch mal mit einem Mann glücklich werden?

Marga Mahlich
Ihr gehört zwar die Druckerei in Leipzig, aber offizieller Meister ist ihr Mann Robert. Dieser ist ein Säufer und betrügt seine Frau immer wieder. Lange will sie Wahrheit nicht eingestehen und lässt sich sogar erpressen, damit Robert nicht wegen Vergewaltigung angezeigt wird. Doch schickt sie ihn dann in den Krieg, da sie die Zahlung verweigert, die ihn hätte davon freikaufen können. Als Folge wird sie vom eigenen Sohn vor die Tür gesetzt und kriecht beim Thomaskantor unter. Dieser kann ihr im weiteren Verlauf eine andere Druckerei kaufen. Auch Robert taucht schwer verwundet wieder auf. Marga bezahlt zwar den Chirurg um sein Leben zu retten. Doch dann taucht eine zweite Ehefrau auf. Wird Marga nun endlich einsehen, dass Robert in ihrem Leben keinen Platz mehr haben kann?

Fazit
Der Roman selbst ist spannend geschrieben. Die knapp 400 Seiten hatte ich nach drei Tagen durch. Aber es gibt doch einige Umgereimtheiten. Wie kann eine Familie Geisenheimer eine Tote bestatten ohne dass man in Frankfurt großartig davon erfährt? Wie kann ein Sohn das Geschäft des Vaters übernehmen und die Mutter vor die Tür setzen, der scheinbar noch nicht volljährig ist? Zumindest gibt die Erzählung nichts preis, dass der Sohn von Marga schon alt genug wäre. Und wie ist es selbst für eine so angesehene Familie möglich, dass eine einheiratete Jüdin sich als Erwachsene christlich taufen lässt ohne dass daraus ein Skandal entsteht? So tauchen hier und da immer wieder Fragen auf, die nicht unbedingt eine Antwort zulassen, dass dies 1621 möglich gewesen ist.

Außerdem fehlt mir persönlich eine Landkarte im Buch und auch eine Begriffserklärung. Wer in Geographie und historischen Romanen bewandert ist, kann diverse Ausdrücke auch so verstehen. Man wird da auch die Nähe des Krieges zu Frankfurt nachvollziehen können. Aber für Neueinsteiger fehlen da einfach Informationen für ein besseres Verständnis. Wer aber über die oben genannten Defizite hinweg sehen kann, dem sei der Roman an dieser Stelle empfohlen.


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